Zapatistas brechen das
Schweigen
von:
Der Löwe und der Maulwurf, San Cristobal, 12.08.2003
Am
8. und 9. August richtete die Zivilgesellschaft auf das Aguascalientes
Oventik. Denn dort wurde vom CCRI der EZLN der Tod der Aguascalientes und die
Geburt der Caracoles verkündet. Dies stellt eine neue Offensive der EZLN in
ihrem Kampf für Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Autonomie dar.
Liebe compañer@s im
fernen Germoney,
aus den Bergen des mexikanischen Südostens melden sich
die Zapatistas, um eine neue Etappe im Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung,
Neoliberalismus und für die Rechte und Würde der indigenen Bevölkerung
einzuleiten.
Was ist geschehen?
Durch ein Kommuniqué des Subkommandanten Marcos wurden
die autonomen Gemeinden im Widerstand und die nationale sowie die
internatonale Zivilgesellschaft zu einer ``Fiesta´´ am 8.-9. August nach
Oventik eingeladen. Und es sollte eine historische Veranstaltung werden...
Seit langer Zeit befand sich die EZLN im Schweigen
gegenüber der Regierung und der Zivilgesellschaft. Doch nun war es an der
Zeit auf die Provokationen der Regierung Fox, wie z.B. das verwaschene „Ley
Indígena“ (Indigenengesetz, welches das unterzeichnete Abkommen von San
Andrés über die Rechte der indigenen Kultur und Autonomie in keiner Weise
garantiert) oder die Vorantreibung des neoliberalen Megaprojektes
„Plan-Puebla-Panamá“ (PPP), und den ständigen Bedrohungen durch Paramilitärs
zu reagieren und das Schweigen zu brechen.
Die Fiesta!!
Schon in den Tagen vor der großen Fiesta demonstrierten
die Zapatistas wieder einmal ihr unglaubliches Geschick, solch eine
Großveranstaltung mit über 10.000 Menschen mit ihren geringen Mitteln und
Möglichkeiten zu organisieren. Innerhalb von wenigen Tagen wurde das
Aguascalientes Oventik zum Schauplatz der Geburt der „Caracoles“ (Schnecken)
vorbereitet und umstrukturiert. Es wurden verschiedene Häuser gebaut, u.a.
das Haus für die „Junta de Buen Gobierno“ (Rat der guten Regierung), dessen
Bedeutung wir später näher erklären werden, sanitäre Anlagen angelegt ,
Schlafplätze zur Verfügung gestellt und diverse „comunidades rebeldes“
(Gemeinden im Widerstand) errichteten eine Vielzahl kooperativer
Verkaufsstände.
Im Verlauf der Fiesta strömte eine unglaubliche Menge an
vermummten Männern, Frauen, Kindern und Greisen aus allen Regionen Chiapas
herbei, deren würdevolle Augen hinter den „pasamontañas“ und den „palicates“
mehr aussagten als 1007 Worte. Internationalistas aus der ganzen Welt
vervollständigten das bunte Bild einer Welt, in der viele Welten Platz haben
(„un mundo donde quepan muchos mundos“). Die Tzotziles, Tzeltales,
Tojolabales und Choles in ihren traditionellen Gewändern sowie die nationale
und internationale Zivilgesellschaft erwarteten gespannt die historische,
politische Reorganisierung des zapatistischen Kampfes.
Während der ganzen Fiesta herrschte eine ruhige,
freundliche Stimmung, bis auf ein paar ätzende, abhängige Reporter, die
penetrant und respektlos die Menschen abfotografierten und sie bei ihrer
Nachtruhe störten. Abends spielten diverse mexikanische Musikgruppen und aus
der ernsten, würdevollen Stimmung wurde ein Tanzabend mit einer
intergalaktischen Gemeinschaft aus „pasamontañas“ und „Wursthaaren“.
Die politische Dimension der „Caracoles“
Am 8. August, dem Geburtstag von Emiliano Zapata, wurde
das erste „Aguascalientes“ in Guadalupe Tepeyac gegründet. Dieses wurde aber
schon im Februar 1995 durch das Militär wieder zerstört und im Dezember 1995
in Oventik wieder Aufgebaut. Weitere entstanden später in Morelia, Roberto
Barrios, La Garucha und La Realidad. Diese „Aguascalientes“ bildeten nicht
nur die Schnittstelle zwischen Zapatisten und der nationalen wie internationalen
Zivilgesellschaft, sie waren außerdem die politische, kulturelle, edukative
und medizinische Infrastruktur der zapatistischen Autonomiebewegung.
In der Nacht des 8. August 2003 wurden die
„Aguascalientes“ durch Comandante David im Namen und Anwesentheit des „Comité
Clandestino Revolucionario Indígena – Comandancia General del EZLN“ für tot
erklärt, aber um direkt im Anschluss die Geburt der „Caracoles“ um 1 Uhr 10
zapatistischer Zeit zu verkünden.
In den fünf „Caracoles“, die jeweils sieben „Municipios“
umfassen, befinden sich die „Juntas de Buen Gobiernos“. Diese Räte werden
gebildet aus je zwei „Autoridades“ (MandatsträgerInnen) der Municipios. Ihre
Aufgaben liegen darin, zum einen für die Einhaltung der revolutionären
Gesetze der EZLN und ihrer Gemeinden zu sorgen und Streitigkeiten zu
schlichten sowie zum anderen den Austausch mit der Zivilgesellschaft zu
koordinieren, damit deren Projekte bedürfnisorientiert und abgesprochen
umgesetzt werden. Das Bild der Schnecke verdeutlicht die neuen zapatistischen
Bemühungen, eine autonome Selbstverwaltung des gehorchenden Regierens zu
verwirklichen. Durch den Eingang in das Schneckenhaus, der die Tür zu einer
kollektiven Entscheidungsfindung darstellt, und die Spirale des politischen
Diskurses sollen alle Stimmen gehört werden, um schließlich im Zentrum zu
einem Konsens zusammenzukommen. Umgekehrt werden getroffenen Beschlüsse durch
die Spirale des Schneckenhauses wieder in die Welt getragen. Comandante David
unterstrich, dass die „Caracoles“ für alle Menschen der Welt zugänglich sind,
wobei er hervorhob, dass nichtzapatistische Indígenas, die im rebellischen
Gebiet leben, nicht von ihnen ausgeschlossen werden.
TODO PARA
TOD@S!
Darüber hinaus war diese Fiesta ein
eindrucksvoller Beweis dafür, dass der Zapatismo so stark wie nie zuvor ist.
Jedoch bleibt nach Aussage verschiedener Menschenrechtsorganisationen zu
befürchten, dass der moralisch schwache Staat diese Offensive der Zapatistas
nicht unbeantwortet lassen wird und, wie die Geschichte des zapatistischen
Auftstandes bisher immer gezeigt hat, mit militärischer Gewalt.
Also haltet eure Ohren, Augen und Münder auf...vale!!!!
L@S ZAPATISTAS
AQUÍ ESTAMOS Y AQUÍ ESTAREMOS !!!!
(http://de.indymedia.org//2003/08/59458.shtml - dort auch Fotos!)
-> Startseite Gruppe
B.A.S.T.A.
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